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UKRAINE: ODESSA - DIE PERLE AM SCHWARZEN MEER

OK. Zugegebenermaßen ist mein erster Reisebeitrag hier nicht unbedingt aktuell, auch wenn die Ukraine zurzeit ein großes (und leider nicht gerade positives) Gesprächsthema ist. Wenn ich an Odessa denke, habe ich trotz der momentanen politischen Situation viele wunderbare Momente im Kopf, Erinnerungen an eine Stadt voller Lebensfreude und Tatendrang.

Meine Reise in die Ukraine liegt schon ein paar Jahre zurück. Genau genommen besuchte ich Odessa im Rahmen meiner Reiseführung im Schwarzmeerraum im September 2008.

Und sie soll nun Gegenstand meiner ersten Reiseimpression auf meiner neuen Webseite werden ...

Auf nach Odessa!

Nach meiner Enttäuschung von Jalta bin ich gespannt auf diese Stadt, aber ohne große Erwartungen. Doch ich werde positiv überrascht! Odessa mit ihren breiten baumbestandenen Alleen, großzügigen Plätzen und viel schöner alter Bausubstanz. Beeindruckend, wenn man bedenkt, dass es sich um ursprüngliches Steppengebiet handelt mit den drei literarisch zitierten Bäumchen zu Zeiten der Stadtgründung vor gut 200 Jahren. Keine Frage, es gehört allerhand gemacht, renoviert, restauriert, gestrichen – aber man ist dabei. Die Stadt ist in Umbruchstimmung, in erwartungsvoller Bewegung. Überall Baustellen, die auf eine wunderschöne Stadt hoffen lassen. Ein wenig erinnert Odessa in vielen Straßenzügen an Budapest – scheinbar kommt nicht nur mir dieser Vergleich in den Sinn, er wird auch von einem Reiseteilnehmer angestellt.

Aber von Anfang an. Meine russische Co- Reiseleiterin Eugenia, entschuldigung, Frau Eugenia, wie sie sich vorstellt – und mich als „schöne Reiseleiterin Birgit“ gleich mit. Wie stellt man sich eine Eugenia vor? Genau! Undefinierbaren Alters, jedenfalls alt, grau in Hautfarbe und Kleidung, eine riesiges Ungetüm von einer Brille, ein strenger russischer Ton, in den sich nur hin und wieder liebevolle Nuancen schleichen, wenn sie von ihrer vielgeliebten Stadt Odessa spricht. Oooodeeeschaaa, sagt sie. Aber vor allem Strenge, wenn sie über ihr Leben als Russin in der Ukraine erzählt. „Die haben die Krim einfach den Ukrainern geschenkt mit all ihren russischen Einwohnern“, schüttelt sie den Kopf. Sie erzählt über das Existenzminimum von 640 Griwna (keine 100 Euro), von der Pension, die nur 13 Griwna höher liegt, von der Miete, die ab Oktober um ein viermal erhöht wird. "Ja, um ein viermal", wiederholt sie energisch, als wir vorsichtig nachfragen, ob sie 4% meint. "Nein, nein, um ein viermal." Sie schimpft darüber, dass all die alten Sanatorien in Privatbesitz übergehen, dass der Grund der ehemaligen Sanatorien verkauft wird und dort „hässliche Fässerhäuser“, also moderne Hochbauten, wie Pilze aus dem Boden schießen. Und dass sich zukünftig Einheimische den Aufenthalt in IHREN Sanatorien nicht mehr leisten können. Die medizinische Betreuung ist noch gratis, „theoretisch – denn praktisch kostet alles“, seufzt sie. Eugenia ist – „wie alle Odessianer“, sagt sie – mit „Schmerz im Herzen“, wenn alte Pflastersteine aus Granit aus den Straßenbelägen geschlagen und in die Türkei und nach Israel verkauft werden und stattdessen Asphalt Einzug hält. Das müsse so sein, sagen die Behörden, der alte Belag schade den Autos. „Aber, ich frage Sie, ist denn die Stadt für die Menschen da oder für die Autos?“

Dennoch führt sie uns durch ihre Stadt mit einer Liebe, die beweist, wie sehr sie sich verwurzelt fühlt, wie unvergleichbar schön sie Odessa findet. Sie zeigt uns „wundervolle Häuser“ und „Schauen Sie genau, links und rechts, sie werden viel Interessantes entdecken!“, sie führt uns entlang der breiten Stadtpromenade von einem Denkmal zum nächsten, von einem Prunkbau zum anderen, zuletzt zur wunderbaren Oper. Uns hat die Stadt längst gefangen – und Eugenias Beitrag ist dabei nicht zu unterschätzen.

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